Die Nacht der

sieben Wünsche

 

 

 

 

 

 

Marjaleena

Lembcke

 

 

 

 

 

                                                Bilder von

                                           Hendrik Jonas

Diese Geschichte ist ziemlich lang. Die Autorin Marjaleena Lembcke hat uns erlaubt, dass wir Ausschnitte daraus abdrucken und die ganze Geschichte auf unserer Hörseite vorlesen.

 

 

 

 

 

 

Kolja lebt mit

seinen Eltern und

drei Geschwistern

 

in einer kleinen

Wohnung. Koljas

Eltern sind nicht reich

und so hat jeder in der Familie

besondere Wünsche, die aber

nicht in Erfüllung gehen werden. 

 

 

 

 

Am Abend vor Koljas Geburtstag, als die Mutter ihn zudeckt, fragt Kolja: „Wünschst du dir auch manchmal etwas?"

„Ich wünsche mir jeden Abend etwas. Am meisten wünsche ich mir eine kleine Erholung an einem ruhigen Ort. Ich habe siebenund-dreißig Wünsche! Für jedes Lebensjahr einen Wunsch“, sagt Koljas Mutter, die siebenund-dreißig Jahre alt ist.

 

„Dann habe ich ab morgen sieben Wünsche!“, sagt Kolja. „Denn ich werde ja sieben Jahre alt!“ „Sieben ist immer eine Glückszahl. 

Du kannst dir schon diese Nacht etwas wünschen. Denn du bist mitten in der Nacht, genau um zwölf Uhr, geboren worden“, sagt die Mutter

und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann sieht sie noch einmal nach Nora, die fest schläft, und sagt:

„Pass ein wenig auf deine kleine Schwester auf!“ Kolja seufzt. „Ich kann ja nicht auf sie aufpassen,

wenn ich schlafe.“ „Du hörst aber bestimmt, wenn sie wach

wird“, meint die Mutter. Ein

paarmal wird Kolja in der Nacht wach. Er muss auf die Toilette

oder er hat Durst. 

Aber eigentlich ist er nur aufgeregt wegen seines Geburtstages. Jedes Mal, bevor er wieder ins Bett geht, sieht er nach Nora.

Als Kolja wieder mal ins Bett hüpft und die Augen schließt, murmelt er: Ich wünschte, Nora wäre ein Hund! Dann brauchte ich nicht auf sie aufzupassen. Und sie würde mich nicht mehr mit ihrem Weinen wecken. Sie würde mit mir spielen und toben. Am allerschönsten wäre es, wenn sie ein sprechender Hund wäre. Dann könnte sie mir sagen, was sie will, und ich müsste nicht immer versuchen ihre Gedanken zu lesen. Wenn denn so kleine Kinder überhaupt schon denken können!“

Plötzlich hört er das Bellen eines Hundes. Dann leckt eine raue Zunge sein Gesicht. Kolja reißt die Augen auf. Ein kleiner schwarzer Terrier sitzt

auf seiner Bettdecke.

Vorsichtig sieht Kolja zur Seite,

zu Noras Bett. Das Bett ist leer.

Kolja streichelt den Hund und

denkt: Sieben Wünsche

hat ein Siebenjähriger.

Es müssen also noch

sechs übrig sein. Er

schließt wieder die

Augen und sagt:  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    „Ich wünsche meine Mutter an

     einen ruhigen Ort!“

Er wartet einen Augenblick und schleicht dann aus seinem Zimmer ins Wohnzimmer. In dem Doppelbett der Eltern schläft nur noch sein Vater.

 

Schnell läuft Kolja zurück in sein Zimmer und legt sich aufs Bett. Fünf Wünsche hat er noch. „Ich wünsche, dass mein Vater reich und ein Scheich wird!“, sagt er springt aus dem Bett und sieht nach.

Das Bett der Eltern ist leer.

Kolja legt sich aufs Bett, schließt die Augen und sagt: „Ich wünsche Martin auf eine lange Reise mit der Eisenbahn.“

 

Nach einer Weile guckt er in das Zimmer der Brüder. Das Bett von Martin ist leer. Nur Florian schnarcht leise vor sich hin.

Und Florian? Schnell rennt Kolja in sein Zimmer. Er legt sich auf den Rücken. Schließt die Augen und sagt: "Ich wünsche meinen Bruder Florian in ein Land, wo er Lego-steine mehr als genug hat!“

Der Hund bellt. Kolja geht in die Küche und stellt einen tiefen Teller mit Wasser auf den Fußboden. Sofort fängt der Hund an, das                       Wasser zu schlabbern.

„Dacht’ ich es mir doch, dass du Durst hast. Nora hatte ja auch immer Durst.“

In der Wohnung ist es still. Florian hustet nicht. Martin spricht nicht im Schlaf. Der Vater schnarcht nicht. Und die Mutter seufzt nicht im Traum.

Nur der kleine Terrier tapst hinter Kolja her. Als er sich ins Bett legt, springt der Hund auch aufs Bett und legt sich ihm an die Füße. Kolja streichelt den Terrier. Was für ein schönes Fell hat die Nora bekommen,

denkt er.

 

 

 

 

Und

ich habe

noch zwei Wünsche übrig. Die bewahre ich mir auf für den nächsten Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Du kannst dir hier die ganze Geschichte vorlesen lassen:

http://www.amir-piskids.de/#Hoerspiele

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